Manchmal muss die Technologie ausbügeln, was der Mensch verpatzt. So musste „Wo ist?“ für die Teile meines Gehirns herhalten, die mein iPhone verlegt und sofort vergessen hatten, wo es ist.
Doch von Anfang an: Unser Tanzverein trainiert in einem Gemeindesaal in Giesing, das Gebäude hat inklusive Keller drei Stockwerke mit unterschiedlich großen Räumen und dicken Wänden. Wir nutzen meistens den großen Saal im ersten Stock, der Rest der Räume sind entweder geschlossen oder für uns zu klein.
Am vergangenen Mittwoch kam es jedoch anders: Wir hatten eine Pause mit unseren neuen Teilnehmern genutzt, um ihnen die Funktionsweise des Vereins und der Gruppe zu erklären. Offenbar habe ich im Zuge der geistigen Umnachtung mein iPhone mitgenommen, im Erdgeschoss auf einen Tisch gelegt und anschließend sofort vergessen, dass ich das iPhone überhaupt mitgenommen und wo ich es hingetan habe.
Nach Trainingsende kam dann der Schock: Das iPhone war nicht auffindbar. Ich habe versucht, es mit der Apple Watch anzupingen. Mehrere Versuche haben nichts gebracht, obwohl das iPhone in der Nähe war. Erst am nächsten Tag hat der Kollege Müller seine Erkenntnisse geteilt: Die beiden Geräte müssen sich im Radius von ungefähr zehn Meter befinden, weiter weg funktioniert die Verbindung nicht.
Daraufhin haben mehrere Teilnehmer meiner Tanzgruppe von ihren Handys aus meine Nummer angerufen – wieder nichts. Denn nach ein paar Klingeltönen wurde die Verbindung unterbrochen, weshalb wir keine Chance hatten, das iPhone im Gebäude zu hören.
Offenbar sind die Wände so dick, dass in manchen Ecken die Verbindung gar nicht vorhanden oder nur sehr schwach ist. Einfache Suchen hat auch nichts gebracht, schweren Herzens bin ich nach Hause gefahren.
Schritte beim Verlust des iPhones
Da „Wo ist?“ seit iOS 9 ab Werk aktiviert ist, wusste ich, was zu tun ist. Zu Hause angekommen, meldete ich mich in Safari auf dem Mac an meinem iCloud-Account an. Die zweistufige Authentifizierung übernahm die Apple Watch, dem Zusammenspiel der Apple-Geräte sei Dank. Nach der Anmeldung wechselte ich sofort zur Web-Version von „Wo ist?“. Manchmal dauert ein paar Sekunden, bis alle verbundenen Geräte eingeblendet, doch irgendwann zeigt die Webseite alle iPhones, iPads und Macs, die Sie besitzen.
Ab dann ging es schnell: Ich habe aus der Liste mein iPhone ausgewählt, auf der Webkarte zeigte mir „Wo ist?“, dass es sich immer noch im Gemeindesaal befand. Dies bestätigte auch eine Benachrichtigung der Apple Watch knapp eine halbe Stunde davor. Demzufolge habe ich mein iPhone zurückgelassen. Ob ich dem Ort nicht vertrauen will, verneinte ich. So wusste ich ganz sicher, dass mein iPhone irgendwo im Gemeindesaal herumliegt und spätestens morgen es jemand auffindet.
Dem Finder kann man die Rückmeldung erheblich erleichtern. Ich habe das iPhone in den Modus „verloren“ gesetzt, in dem sich sofort der Stromsparmodus einschaltet. Das System stellt so sicher, dass das verlorene iPhone so lange wie möglich den Standort meldet.
Dazu schlägt iCloud vor, eine Verlust-Benachrichtigung direkt auf dem Sperrbildschirm einzublenden, die sich in zwei Schritten einstellen lässt. Zunächst wird der Standardtext mit dem Hinweis „Ich habe dieses iPhone verloren“ eingeblendet. Im zweiten Schritt kann man noch eine alternative Telefonnummer hinterlegen, die der Finder anrufen soll. Das Textfeld kann man jedoch nach Belieben verändern und beispielsweise noch eine E-Mail-Adresse hinzufügen, falls keine alternative Telefonnummer verfügbar ist.
Meine Vermutung hat sich als richtig erwiesen: Am nächsten Morgen klingelte mein virtuelles Telefon mit Münchner Vorwahl. Eine Frau hat das iPhone gefunden, wir haben sofort den Übergabetermin vereinbart.
So schützt iOS (18) Ihr iPhone vor Diebstahl, Identitätsverlust und finanziellen Schäden
Gesagt – getan, nach der Arbeit fuhr ich wieder zum Gemeindesaal, um mein iPhone in Empfang zu nehmen.
Digitale Tickets
Um in solchen Fällen nicht schwarzzufahren – denn die meisten Verkehrsgesellschaften steigen auf die mobilen Plattformen um, – empfiehlt es sich, das Deutschlandticket in der Apple Wallet zu speichern, wenn der entsprechende Anbieter es unterstützt. So wird das Ticket mit der Apple Watch synchronisiert, sodass Sie den QR-Code im Zweifelsfall auf der Watch vorzeigen können.
Nachdem ich mein iPhone wieder erhalten habe, wollte ich es entsperren. Ich war erstaunt, wie viele Male ich Passwörter, Passcodes und weitere Authentifizierungsmethoden eingeben musste, bis das Gerät wie gewohnt funktioniert. Doch das alles hat seinen Grund.
Will man den „Verloren“-Modus deaktivieren, kann man das iPhone nur mit dem passenden Passcode, nicht mit Face-ID oder Touch-ID entsperren. Diese werden erst im zweiten Schritt verlangt. Das hängt wohl mit Apples Absicherung gegen Identitätsdiebstahlberichte zusammen, die im Frühjahr vergangenen Jahres kursiert sind.
Dabei wurde es bemängelt, dass der Passcode zu viel Zugang zu sensitiven Informationen gewährt und gleichzeitig durch Social Engeniering leicht zu erlangen ist. Ab iOS 17.3 hat Apple neue Vorkehrungen gegen Diebstahl getroffen, offenbar wirken einige davon auch bei Verlust.
So bedeutet ein entsperrtes iPhone nach dem Wiederauffinden längst noch nicht, dass Sie Apple Pay darauf nutzen können. Der Dienst bleibt weiterhin gesperrt, bis Sie sich mit dem Passwort Ihrer Apple-ID in einer weiteren Benachrichtigung anmelden.
Und da die aktuellen Apple-IDs bzw. Apple-Accounts durch zweistufige Authentifizierung geschützt sind, musste ich noch den Code eingeben, der auf ein anderes vertrauenswürdiges Gerät oder auf eine vertrauenswürdige Nummer geschickt wurde. Nach zehn Minuten hatte ich so fast alle Verifikationsmethoden durchlaufen, die iOS parat hat.
Fazit
Mit dem Aufkommen der generativen KI kritisieren Experten die erhöhten Erwartungen an die Technologie, denn die Maschine kann dem Menschen immer noch nicht das Denken abnehmen. Das stimmt zwar, doch kann die Maschine in einigen Fällen dieses (Nicht-) Nachdenken anderweitig kompensieren. Wie in meinem Fall hilft sie, verlorene Gegenstände schneller zu finden, in einer unbekannten Gegend durch die Straßen navigieren oder an Termine zu erinnern, die man vor einem Dreivierteljahr angelegt hat.